Ruth Lange, Hilde, Georg, Walter und Michael Benjamin

Während der Kriegsjahre lebte PR in Berlin, während seine Frau Hilde in London war. Seine Lebensgefährtin in jener Zeit war Ruth Lange. Sie war eine grosse Sportlerin, ich glaube deutsche Meisterin in Kugelstossen und / oder Speerwerfen.

Ihre Schwester war Hilde Benjamin, geborene Lange, verheiratet mit Georg Benjamin, einem sozial engagierten Arzt, der im KZ umkam (siehe Lebenserinnerungen von Hilde Benjamin). Georg Benjamin war der Bruder von Walter Benjamin. Hilde Benjamin wurde dann in der DDR die erste Justizministerin und bekam den Übernamen "Die blutige Hilde", weil sie nicht nur eine grosse Anzahl von Todesurteilen für ehemalige Nazis unterschrieb, sondern auch solche für Genossen, die nicht mehr linientreu waren.

Ich lernte Ruth Lange in Berlin kennen und besuchte sie zweimal, jeweils mit einer Flasche Cognac, der wir gut zusprachen, was ihr aber nicht die Zunge löste. Sie verhielt sich immer noch so diskret wie in der Hitlerzeit. Als ich sie fragte, ob ihre Schwester noch lebe (sie war kürzlich verstorben), antwortete sie mir, sie hätte keinerlei Kontakt und keine Ahnung. Sie wurde mich dann los, indem sie mir eine fiktive Adresse eines Ladens gab, wo PR Chagall Lithos gekauft habe. In den Briefen von Pauli wird Ruth Lange gelegentlich gegrüsst, weil PR sie auf seinen Europareisen ab London traf und auch mitnahm.

Ich hatte auch mit etlicher Mühe Kontakte zum Sohn Michael von Hilde Benjamin geknüpft. Er war Dozent für Internationales Recht an der Parteihochschule in Potsdam. Wir trafen uns dann einmal in meinem Hotel in der Meineckestrasse beim Kurfürstendamm. Das Gespräch war nicht sehr ergiebig. Ich war interessiert am schriftlichen Nachlass seiner Mutter, über den er nichts aussagte. Ebenso wenig über das wahrscheinlich gespannte Verhältnis zu ihr, denn sie hatte ihn einst ins Gefängnis gebracht wegen versuchter Republikflucht.

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